Projekt 5: (Inselgefängnis)
Zwischen nassem Holz und modrigem Steinwerk verbarg sich das kleine Gefängnis der Insel. Die schlichte Steinfassade passte perfekt zum Charme der morschen Fischerhütten.
Es war keiner der Orte, an denen ich mich gerne herum schlug, dennoch sollte mein neues Leben hier starten.
Der Tag begann und mit ihm startete ich meine neue Anstellung als Gefängniswächter. Ich brauchte nicht lange, um mich hier zurecht zu finden, denn das Geländer war sehr übersichtlich. Der Vorraum und unsere Stube war klein, mit niedrigen Decken und abgelaufenen Holzdielen. Da es keine Fenster gab, hing der Mief des feuchten Holzes dauerhaft in der Luft.
Im angrenzenden Waschraum wurde es durch die Kessel so unerträglich warm, das man es kaum mehr als fünf Minuten in ihm aushielt. Auch die verwinkelten Seitengänge und der Innenhof waren nicht besser. Durch die Fischerhütten zog ohne Unterlass der Gestank der Fischabfälle über die hohen steinernen Mauern des Gefängnisses. Ein älterer Wachhund lag müde in der Mittagshitze unter der Treppe und schenkte den Ratten mehr Aufmerksamkeit als den Insassen.
Die Zellen der Gefangenen lagen auf der Ostseite des Gefängnisses. Sie waren kaum mehr als eine Abstellkammer mit zwei Holzpritschen. Das einzig schöne an diesem Ort war die Hoffnung hier wieder lebend heraus zu kommen.
Und so gestaltete ich meinen Tagesablauf danach, möglichst allem Ekel zu entgehen.
Ich half die Zellen der Gefangenen zu kontrollieren, fegte die Stube und stand Wache auf dem Glockenturm. Vom Turm aus konnte man beinahe bis in den Hafen sehen. Hier oben war die Luft frisch und kühl. Die Geräusche des Treibens unter mir kamen hier nur gedämpft an. Die Glocke schwang leicht im vom Meer aufsteigenden Wind. Einige Möwen schrien in der Ferne. Ich hatte alles dafür gegeben, diesen Ort für den restlichen Tag genießen zu können.
Doch aus dem Augenwinkel erfasste ich etwas auf dem Innenhof des Gefängnisses. Die Insassen standen in einer Ecke im Kreis und schienen auf den Boden zu starren.
Zunächst dachte ich mir nichts dabei. Denn mittlerweile war ich zu dem Entschluss gekommen, das jeder, der hier mehr als ein Jahr seines Lebens verbringt entweder selbstmordgefährdet ist oder seinen Verstand verloren hat. Doch irgendetwas an der Art, wie die Insassen dort standen stimmte nicht. Ich richtete den Kragen meines Hemdes, schulterte mein Gewehr und stieg schnell die enge Treppe des Turmes hinab.
Als ich am Innenhof angekommen war, standen die Gefangenen noch immer in dem Kreis. Sie tuschelten und tauschten Blicke aus. Einer bemerkte mich und stieß seinen Nebenmann mit dem Ellenbogen an. Das Tuscheln verstummte. Augenblicklich wichen alle in den hintersten Teil des Hofes zurück und reihten sich nebeneinander auf. Etwas Dunkles lag rechts von mir auf dem Boden. Ein Kleidungsstück? Vielleicht ist es von einem der Häuser ringsum hierher geweht worden.
Ich trat an die Gittertür um es besser erkennen zu können. Ein Loch! Nein, kein Loch? Ein Tunnel, bestimmt mehrere Meter tief. Ich konnte sein Ende nicht sehen. Mein Herz wurde schwerer als jeder Stein.
Jemand versuchte auszubrechen und das vor meine Augen, ich musste ihn schnappen! Ohne weiter nachzudenken stürzte ich durch die Gittertür auf den Tunnel zu. Die anderen
Gefangenen riefen etwas, doch die Worte drangen nicht zu mir hindurch.
Ich sprang in das Loch und bereute diese Entscheidung sehr schnell. Es war viel tiefer als ich dachte. Ich fiel in eine stickige Dunkelheit, bis ich mit einem dumpfen Schlag auf dem matschigen kalten Boden aufkam. Das Licht des Tages war war nur noch ein kleiner Punkt über meinem Kopf. Vor mir lag ein kleiner Tunnel, gerade mal hoch genug um hindurch zu kriechen. Ich starrte in die Dunkelheit vor mir und versuchte irgendetwas zu erkennen. Und tatsächlich: etwas bewegte ich wenige Meter vor mir. Das musste der Flüchtige sein!
Ich richtete mein Gewehr und begann mich durch den Dreck zu wühlen. Je weiter ich kam, desto schwerer wurde es zu atmen. Dreck und Stein rieben meine Haut und Kleidung auf. Jede Bewegung wurde schwerer und schwerer. Immer wieder verfluchte ich mich dafür hierein gesprungen zu sein, doch jetzt umzudrehen und aufzugeben würde nichts mehr bringen. Der Flüchtige war kurz vor mir. Es war, als müsste ich mich nur etwas strecken, um ihn zu fassen zu kriegen. Mein Atem war nun kaum mehr als ein Hecheln. Die Luft hier unten war staubiger als alles, was ich je erlebt hatte. Die Wände schienen bei jedem Stück, das ich hinter mich brachte, zu schrumpfen. Der Flüchtige hatte dieses Problem anscheinend nicht, denn er wurde immer schneller und schneller.
Plötzlich gabelte sich der Tunnel. Durch den Dreck und die Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, welchen Weg der Flüchtige gewählt hatte. Links oder rechts? Welcher Weg war der richtige? Ohne lange nachzudenken zog ich mich in die linke Abzweigung.
Sie endete mit in einer Falltür an der Decke über mir. War der Flüchtige hier durch? Was erwartete mich oberhalb des faulen Holzes?
--- Nachwort---
Ich bedanke mich wirklich sehr bei den Schwestern, welche mir beim Story schreiben und Bilder schießen so enorm geholfen haben! Sowie wie immer bei einer bestimmten Person, welche mit mir das Ganze am Ende zusammengepuzzelt hat. Ohne euch wäre das mit Sicherheit niemals so Cool geworden!
